Was ist eigentlich Demenz?

Demenz kommt aus dem lateinischen und heißt übersetzt so viel wie „Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“. Mit der Übersetzung lässt sich bereits das wesentliche Merkmal der Gedächtnisstörung beschreiben, nämlich die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten.

Während am Anfang der Demenz häufig das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit gestört sind, sind im weiteren Verlauf auch bereits eingeprägte Inhalte des Langezeitgedächtnisses betroffen. Die Demenzerkrankung verändert die Wahrnehmung, das Verhalten und das Erleben des Betroffenen, in dem Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungs- und Denkvermögen, sowie Orientierung beeinflusst werden.

Für die Mehrzahl der Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch keine Therapie, die zur Heilung führt. Deshalb liegt das Hauptziel der Behandlung darin, die Lebensqualität der Kranken und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Welche Arten von Demenz gibt es?

Sekundäre Demenz

Eine sekundäre Demenz ist eine Folgeerscheinung anderer Grunderkrankungen wie beispielsweise Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelzustände und chronische Vergiftungserscheinungen. Diese Grunderkrankungen sind behandelbar und zum Teil heilbar, weshalb eine frühzeitige Diagnose besonders wichtig ist. Allerdings macht dies nur etwa zehn Prozent aller Krankheitsfälle aus.

Primäre Demenz

Die primär verlaufenden Demenzen machen hingegen 90 % der Krankheitsfälle aus und sind meist „irreversibel“. Das heißt, dass diese Demenzformen nicht umkehrbar sind. Dabei ist die Alzheimerkrankheit mit einem Anteil von 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform.

Irreversible Demenzformen Häufigkeit unter den Erkrankten
Alzheimerkrankheit 60 bis 65 %
Gefäßbedingte („vaskuläre“) Demenz 20 bis 30 %
Kombination beider Demenzformen 5 bis 15 %

Die Alzheimerkrankheit

Bei dieser Art der Demenz werden die Nervenzellen des Gehirns unumkehrbar zerstört. Die Ursachen der Alzheimerkrankheit sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist jedoch, dass die Erkrankung zum Absterben von Nervenzellen führt und ihrer Verbindungen untereinander zerstört. Genetische Faktoren als alleinige Krankheitsursache liegen nur in weniger als zwei Prozent vor.

Verlauf der Alzheimer-Demenz

Obwohl der Verlauf der Erkrankung bei jedem Menschen unterschiedlich verläuft, lassen sich drei Stadien feststellen. Der Beginn ist schleichend und nahezu unmerklich.

Erstes Stadium

Im ersten Stadium treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsgeschwindigkeit nimmt ab. Auch Sprachschwierigkeiten machen sich bemerkbar: Die Erkrankten benutzen einfachere Wörter, kürzere Sätze und stocken mitten im Satz. Die Betroffenen werden zudem antriebsschwächer und verschließen sich Neuem gegenüber.

Zweites Stadium

Im zweiten Stadium werden die Symptome durch die mittlerweile hochgradige Störung des Gedächtnisses deutlich sichtbar. Der Beruf und das Autofahren sind nicht mehr möglich und alltägliche Tätigkeiten wie Körperpflege, Toilettengang, Essen und Trinken sind ohne die Unterstützung anderer Menschen nur schwer umsetzbar. Auch die Sprache wird undeutlich, das Zeit- und Ortsgefühl geht verloren und die Erkrankten können ihre nahen Verwandten nicht mehr namentlich nennen. Des Weiteren haben Menschen mit Demenz Probleme darin, ihre Gefühle zu kontrollieren: Stimmungsschwankungen, Aggression und Depression nehmen zu.

Drittes Stadium

Im Spätstadium sind die Demenz-Erkrankten auf Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Eine Verständigung mit Worten ist unmöglich, Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt. Auch körperliche Symptome wie Gehschwäche oder Schluckstörungen machen sich bemerkbar. Die Bettlägerigkeit erhöht das Risiko von Infektionen. Vereinzelt kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen. Oftmals führen Komplikationen wie beispielsweise eine Lungenentzündung zum Tod. Eine professionelle Betreuung von Demenz-Patientinnen und -Patienten ist daher essenziell.

Prävention der Alzheimer-Demenz

Körperliche Bewegung, ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und die soziale Teilhabe sollen laut Studien das Risiko senken, im Alter an der Alzheimer-Demenz zu erkranken. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Diabetes, Depressionen sowie das Vorliegen einer Hörminderung das Erkrankungsrisiko steigern.

Die gefäßbedingte („vaskuläre“) Demenz

Bei dieser Form der Demenz kommt es durch Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Die Krankheitssymptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz. Oftmals kommen jedoch körperliche Beschwerden hinzu, wie beispielsweise Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen.

Als Ursachen gelten die Faktoren, die generell das Risiko von Gefäßerkrankungen erhöhen. Dazu zählt unter anderem Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Rauchen.

Verlauf der gefäßbedingten Demenz

Zum Verlauf lässt sich sagen, dass der Beginn vergleichsweise plötzlich eintritt und Verschlechterungen schrittweise zunehmen. Zusätzlich kann die Leistungsfähigkeit auch innerhalb eines Tages stark schwanken.

Prävention der gefäßbedingten Demenz

Auch bei dieser Demenz-Erkrankung beugt körperliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Rauchverzicht vor. Wenn eine Person erkrankt, ist eine professionelle Behandlung und Betreuung unverzichtbar.

Wie erkennt man Demenz?

Nicht jede Beeinträchtigung des geistigen Leistungsvermögens muss ein Hinweis auf eine Demenz-Erkrankung sein. Treten gewisse Symptome wie Gedächtnislücken regelmäßig auf und kommen Sprach- oder Orientierungsschwierigkeiten hinzu, sollte sich dringend an eine Ärztin oder einen Arzt gewendet werden.

In den meisten Fällen ist es eine Herausforderung, an Demenz erkrankte Menschen zu einem Arztbesuch zu überreden. Gerade wenn sich die Personen im Anfangsstadium der Krankheit befindet, versuchen sie ihre Gedächtnislücken mittels Merkzettel zu überspielen. Aggressives oder ablehnendes Verhalten, sobald Angehörige sie auf das Thema ansprechen, ist nicht selten. In solchen Situationen ist ein hilfreich das Verhalten der Person zu dokumentieren, damit der jeweilige Arzt eine vorläufige Diagnose stellen kann, um das weitere Vorgehen sicherzustellen.

Wenn Verdacht auf Demenz besteht, sollten Sie diesen auf keinen Fall verdrängen. Denn je früher eine Diagnose gestellt wird, desto eher kann der Betroffene Hilfsangebote und Unterstützung bekommen.

Warnsignale beim Erkennen von Demenz

Folgende Beschwerden können auf eine Demenzerkrankung hinweisen:

  • Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
  • Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten ausführen zu können
  • Sprachstörungen
  • Nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
  • Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
  • Fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
  • Fehleinschätzung von Gefahren
  • Unbekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
  • Hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

Medizinische Diagnose

Der Hausarzt stellt in der Regel die Erstdiagnose. Eine Einschätzung eines Facharztes für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie oder Nervenheilkunde, welcher eine neurologische und psychiatrische Diagnostik durchführt, sollte mit einbezogen werden. Um ein Demenz-Syndrom näher zuordnen sowie die Ursache benennen zu können, ist eine Untersuchung des körperlichen und psychischen Gesundheitszustandes sowie eine neuropsychologische Untersuchung notwendig. Die Diagnose „Alzheimer-Demenz“ ist in der Regel eine „Ausschluss-Diagnose“, das heißt dass von dieser Demenzkrankheit ausgegangen wird, solange keine andere Ursache gefunden wird. Zu der körperlichen Untersuchung kommen Blutproben zur Kontrolle der Schilddrüse oder eine Aufnahme des Gehirns per Computer-Tomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) hinzu, um sonstige Hirnerkrankungen auszuschließen.

Wie behandelt man Demenz?

Für die Mehrzahl der Demenzerkrankungen gibt es noch keine Therapie, die zur Heilung führt. Das Hauptziel der Behandlung liegt daher darin, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Bei der medizinischen Behandlung werden Arzneimittel eingesetzt, die das Enzym hemmen, welches für den natürlichen Abbau von Acetylcholin sorgt.

Acetylcholin ist einer der wichtigsten Botenstoffe im Gehirn und vermittelt die Übertragung zwischen Nerv und Muskel, wodurch eine Muskelkontraktion zustande kommt. Auch Glutamat ist ein weiterer medikamentöser Ansatzpunkt, dem ebenfalls eine schädliche Rolle im Krankheitsprozess zugesagt wird. Bei einigen Betroffenen führen derartige Medikamente zu einer Verbesserung der Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit. Der im Gehirn stattfindende Krankheitsprozess kann nicht verzögert oder gestoppt werden. Jedoch kann das Fortschreiten der Symptome verzögert werden.

Außerdem gibt es viele Medikamente, die Begleitsymptome einer Demenzkrankheit, wie Unruhe, Sinnestäuschungen, Angst oder Schlafstörungen lindern können. Die Behandlung der Betroffenen sollte stets unter Aufsicht eines Arztes erfolgen, der mit Nervenerkrankungen vertraut ist.

Nicht medikamentöse Therapieverfahren spielen ebenfalls eine große Rolle, wenn es um die Linderung von Beschwerden sowie zur Verbesserung der Lebensqualität geht. Vielen Betroffenen hilft eine Psychotherapie im Anfangsstadium der Krankheit, um die Diagnose zu bewältigen. Musik- und Kunsttherapien, Bewegungsübungen oder Sinnes- und Wahrnehmungsübungen zielen darauf ab, verbliebene Fähigkeiten der Betroffenen zu trainieren und deren Selbstwertgefühl zu stärken.

Wichtig dabei ist, dass auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kranken individuell eingegangen wird, deren lebensgeschichtlicher Hintergrund berücksichtigt und Leistungsdruck vermieden wird. Im frühen und mittleren Stadium einer Demenz können die Betroffenen von einem Reha-Angebot profitieren, welches speziell auf deren Symptome eingeht.

Da die Betroffenen aufgrund ihrer Krankheit immer weniger ihren eigenen Alltag gestalten können, hängt deren Wohlbefinden stark davon ab, wie sich die Umgebung auf ihre Beeinträchtigung einstellt. Unter „Milieutherapie“ versteht man die Anpassung der äußeren Umstände an die Erlebniswelt der betroffenen Personen.

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