Wenn ein Mensch an Demenz erkrankt, ist das nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen eine große Belastung.

Hat die erkrankte Person erfahren woran sie leidet, sollte man ihr eine moralische Stütze sein, sodass sie lernt mit ihrer Wut, Angst und Niedergeschlagenheit zurechtzukommen. Psychologische Beratungen oder Selbsthilfegruppen können Demenz-Patientinnen und -Patienten hilfreich sein, solange die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten ist. Ist die Person jedoch daran gewöhnt, Probleme mit sich selbst auszumachen, wird es eher unwahrscheinlich sein, dass sie ein Angebot dieser Art in Anspruch nehmen wird.

Betroffene Angehörige sollten versuchen die neue Situation zu akzeptieren und zu verarbeiten. Eventuell ist hier eine professionelle Beratung förderlich, bei der über die Gefühle gesprochen werden kann. Das Untersuchungsergebnis löst meist einen Schock bei den Angehörigen aus. Andere wiederum spüren Erleichterung, weil sie nun endlich eine Erklärung für das veränderte Verhalten der betroffenen Person gefunden haben und die Situation besser verstehen können. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass all diese Gefühle normale Reaktionen auf eine äußerst belastende Situation sind.

Betreuung der erkrankten Person

In den meisten Fällen wird die Entscheidung unbewusst getroffen, ein an Demenz erkranktes Familienmitglied selbst zu betreuen. Grund hierfür ist der schleichende Charakter der Demenz-Krankheit, wodurch die Angehörigen nach und nach immer mehr Aufgaben übernehmen und so mit der Zeit allmählich in die Rolle der Betreuenden hineinwachsen.

Die Diagnose oder eine Not-Situation kann jedoch auch so überraschend kommen, dass die Angehörigen gezwungen sind, schnelle Entscheidungen zu treffen.

In beiden Fällen empfiehlt es sich, wenn das Thema Betreuung von allen Familienmitgliedern gemeinsam überdacht wird und der Beschluss nicht allein von der Hauptpflegeperson getroffen wird. Hierbei ist eine realisierbare und gerechte Aufgabenverteilung unter den Angehörigen essentiell, um Komplikationen zu vermeiden. Auch sollte überlegt werden, ob ein ambulanter Pflegedienst Entlastung bringen könnte.

Die Entscheidung einer häuslichen Betreuung verdient Respekt und Anerkennung. Menschen mit Demenz, die mit Orientierungsstörungen und anderen Problemen wie Depression zu kämpfen haben, ist die gewohnte Umgebung mit vertrauten Menschen eine große Hilfe.

Die Demenzkrankheit verstehen

Demenz ist eine Krankheit, welche weitaus mehr Folgen besitzt als den Verlust der geistigen Fähigkeiten. Das gesamte Sein des betroffenen Menschen wird beeinträchtigt: die Wahrnehmung, das Verhalten und das Erleben des Menschen. In der Welt, in der eine an Demenz erkrankte Person lebt, besitzen die Dinge und Ereignisse meist eine völlig andere Bedeutung als in der Welt der gesunden Menschen. Das ist auch der Grund, weshalb die Betroffenen innerlich vereinsamen; da ihnen kaum einer in ihrem Erleben der Welt zu folgen vermag.

Niemand weiß, wie es in einer Person aussieht, die an Demenz erkrankt ist. Denn nur im Anfangsstadium besitzen die Personen die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Da dies im Laufe der Krankheit immer schwieriger wird, müssen die Angehörigen erfühlen, wie es dem Betroffenen geht, was er benötigt und was ihm Freude bereitet. Für die Betreuenden bedeutet das, dass sie in die Welt der Kranken eintauchen müssen, um von ihnen verstanden zu werden. Der Schlüssel für viele Verhaltensweisen der Betroffenen liegt in ihrer Biografie verborgen. Wenn man über einschneidende Erlebnisse, Ängste und Charaktereigenschaften der Menschen Bescheid weiß, kann man sie auch während der Krankheit besser verstehen und sich in sie hineinversetzen. Das ist auch der Grund, weshalb Angehörige die Verhaltensweisen der Kranken meist am besten einschätzen und verstehen können.

Mit den Folgen der Demenzkrankheit richtig umgehen

Gestörte Merkfähigkeit und Gedächtnisabbau

Zu Beginn einer Demenzerkrankung fällt es den Betroffenen sehr schwer, neue Informationen in dem Langzeitgedächtnis zu speichern. Termine, Begriffe von Gegenständen oder die Namen entfernter Bekannter sind schnell vergessen. Der erkranken Person fällt ihr Leistungsverlust oftmals schneller auf als den anderen. Meistens fühlen sie sich durch ihre Gedächtnislücken durcheinander, gedemütigt und beschämt. Mit kleinen selbstgeschriebenen Merkzetteln oder dem Enthalten bei Gesprächen versuchen sie, ihre Vergesslichkeit zu verbergen. Häufig geben die Betroffenen Hobbys aus vorgeschobenen Gründen auf, streiten Fehler ab und beschuldigen Angehörige, deren Geld weggenommen zu haben.

Je weiter die Krankheit voranschreitet, desto weniger sind sich die an Demenz erkrankten Personen ihrer Gedächtnisprobleme bewusst. Zur abbauenden Merkfähigkeit kommt auch ein fortschreitender Gedächtnisabbau hinzu, wodurch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses zunehmend verblassen. Folgend wird das logische Denken beeinträchtigt, erworbene Fähigkeiten gehen verloren und das Sprachvermögen nimmt ab. Zum Schluss wissen die Erkrankten nicht mehr „wer sie waren“ und „wer sie sind“.

Wie geht man mit Gedächtnisstörungen anderer Menschen um?

  • Verzichten Sie darauf Fehlleistungen der Betroffenen zu korrigieren. Das beunruhigt und beschämt die erkrankte Person.
  • Vermeiden Sie „Gehirntraining“, in dem sie den Betroffenen durch ständiges Abfragen testen. Auch hier ist die Person schnell beschämt und empfindet solche Übungen als Qual.
  • Nehmen Sie es der erkrankten Person nicht persönlich, wenn sie mal Ihren Namen vergessen sollte.
  • Lasse sie Informationen, die die Person vergessen hat, unauffällig mit in das Gespräch mit einfließen
  • Im Anfangsstadium der Krankheit können Notizen oder Schilder (z.B. an Türen) das Erinnerungsvermögen stützen
  • Ein strukturierter Tagesablauf und eine gleichbleibende Umgebung können die Probleme mindern, die durch Gedächtnisstörungen auftreten
  • Bewahren Sie biografische Erinnerungen des Menschen gut auf, in dem sie beispielsweise mit dem Erkrankten gemeinsam alte Fotos anschauen.

Verlust von Urteilsfähigkeit und Denkvermögen

Wenn im Gedächtnis immer mehr Lücken entstehen, leidet auch das Denkvermögen. Menschen mit einer Demenzkrankheit fällt es schwer, allein mit ihrem Verstand die Informationen und Eindrücke, die auf sie einströmen, zu ordnen und zu bewerten. Entscheidungen treffen oder das Lösen von Problemen fällt den Erkrankten daher schwer. Trinkt ein Mensch mit Demenz beispielsweise einen zu heißen Tee und verbrennt sich die Zunge, kann es sein, dass er trotz des Schmerzes weitertrinkt, da der Rückschluss, dass der Tee zu heiß war, unter Umständen nicht mehr eintritt. Auch logische Erklärungen versteht der Erkrankte nicht mehr, weshalb es nicht zielführend ist, sich mit dem Betroffenen auf Diskussionen einzulassen.

Häufig leidet die erkrankte Person unter Dingen, die für sie unklar sind und sie nicht nachvollziehen kann. Das Geräusch von raschelndem Laub könnte für den Erkrankten auch auf einen gefährlichen Einbrecher hindeuten, oder ein knackendes Heizungsrohr wird zu Gewehrschüssen.

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